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Flussbett-Schlafen

Aktion und temporäre Skulptur an der Großen Mühl


September 2004
Neufelden

 

Installation von 60 schlaffertigen Stahlbetten im Flussbett der Großen Mühl unterhalb der Staumauer. Gemeinsame Untersuchung des Lebens im Fluss, samt Übernachtung im Flussbett.

Kunst als sozialer Organismus
Joachim Eckl


Ein Problem unsere Zeit ist das mangelnde Gefühl der Verbundenheit mit den Menschen die vor uns gelebt haben und den Menschen, die nach uns leben werden. Die leistungs- und wohlstandsorientierte Single-Gesellschaft ist Ausdruck dieser Wirklichkeit. Kunst kann dazu beitragen hinzusehen, zu erinnern und vorauszuschauen. Sie kann Menschen in ihrer Wahrnehmung verbinden und auch zum Handeln motivieren. Kunst verändert die Welt. Sie entwickelt Sichtweisen, Auffassungen und Wertvorstellungen und nimmt sie in ihren Schöpfungen oft vor weg. Dadurch schafft sie neue soziale Realitäten. In unserer gesellschaftlichen Praxis wird die Kunst erst wirksam, wenn es gelingt soziale Organismen zu erzeugen. Das nennt man dann „soziale Skulptur“. Über 500 Menschen haben in den Jahren 2003/04 bei der „Gemeinsamen Schöpfung“ und dem „Flussbettschafen“ an der Großen Mühl mitgemacht und so aktiv zur Verwirklichung eines „sozialen Aquarells“ beigetragen. Mit der visionären Kraft und der verbindenden Energie gemeinsamer Bilder wurde eine gesellschaftliche Wirklichkeit erzeugt, die auf die realen Verhältnisse eingewirkt und sie konstruktiv beeinflusst hat. Die gemeinsame Schöpfung und das Flussbett-Schlafen haben wesentlich dazu beigetragen, dass ab 1. Jänner 2005 – nach nunmehr 80 Jahren - die Große Mühl unterhalb der Staumauer-Neufelden mit 300 l/s Restwasser (30 x mehr als zuvor) dotiert wird. Dieser Beschluss wurde von der Energie AG freiwillig und einvernehmlich mit dem Land O.Ö gefasst, um das Flussbett der Großen Mühl in ihrem Unterlauf bis zur Mündung in die Donau wieder zu beleben und so den Bedürfnissen der Natur und der Bevölkerung Rechnung zu tragen.