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Harte Währung

Ein HEIM.ART®-Projekt von Joachim Eckl für den
8. internationalen Abfallwirtschaftskongress


November 2007
Museum für angewandte Kunst/Wien

 

In 4 Vitrinen erzählen auf der Mülldeponie Wien-Rautenweg geborgene Metall-Fundstücke ihre Geschichten. Obwohl diese Gegenstände als Abfall in der Müllverbrennungsanlage einem beschleunigten Alterungsprozess ausgesetzt waren, vermitteln sie im Anschein des Alters noch immer die ihnen aufgeprägten Botschaften. Ihr Wert erscheint nun aber im Lichte des Historischen. Durch ihre Entsorgung gezeichnet und durch ihre Widerstandskraft und ihr Durchhaltevermögen aufgewertet, erzählen sie ihre Geschichte in Schichten, die es freizulegen gilt. Ihre Oberfläche überbringt die Botschaft des Alterns, des Verfalls, aber auch die der Zähheit und Ausdauer von Wertgeschätztem. Unter ihrer Patina vermitteln sie allesamt Fragmente ihrer eigentliche Botschaft und Bedeutung.

 

Am häufigsten war auf den im Müll gefundenen Münzen und Medaillen, das Abbild des Götterboten Hermes eingeprägt.

 

Dazu ein kurzer Exkurs zu Hermes und Hermeneutik oder: Wir begreifen, was uns ergreift.
Der Götterbote Hermes ist Schutzgott der Wege und Straßen, aber auch der Wirtschaft, der Händler, des Verkehrs und der Wanderer. Er überbringt die Botschaft der Götter den Sterblichen. Dabei fungiert er als Übersetzer. Er ist auch der Gott der Redekunst. Es geht bei seiner Aufgabe um die Vermittlung und das Erklären der Botschaft, und letztendlich um das Verstehen derselben. Hermes ist in der griechischen Mythologie auch der Führer der Seelen zum Eingang in die Unterwelt. Er ist schneller als das Licht, kann einschläfern und Träume bewirken.

 

Vitrine 1: Hermes- und Kopfgeld-Münzen
Münzen und Medaillen als Würdigung und Wertschätzung von Göttern und Menschen. Im 5./4. Jh. v. Chr. ist der Götterbote Hermes häufig auf Münzen aus Arkadien dargestellt. Er ist der Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. Die Darstellung der Kopfbilder von Patriziern, Kaufleuten, Künstlern und Handwerkern ab dem 16.
Jh. n. Chr. wird als „Demokratisierung der Medaillenkunst“ bewertet.

 

Vitrine 2: Österreichische Adler im Wettkampf
Medaillen zur Ehrung der Leistungen von Wettkämpfern.
Schon in der Antike wurden anlässlich der Olympischen Spiele Preismedaillen ausgegeben. Die Gepräge zeigen siegreiche Menschen im Wettkampf oder „starken Tiere“ als Symbole für Höchstleistungen. Die „Österreichischen Adler“ haben in der Region um Wien größte Verehrung genossen. In der Neuzeit werden vermehrt Medaillen mit Darstellungen der Orte der Spiele ausgebracht.

 

Vitrine 3: Glaubens-Sachen
Kreuze und andere Reliquien aus der Bronzezeit zeugen von hoch entwickelten religiösen und ideologischen Kulten. Eindeutig erkennbar ist die ortspezifische Dominanz des Christentums aufgrund der großen Anzahl von Kreuzfunden. Beeindruckend ist zudem die Vielzahl der unterschiedlichen Glaubensrichtungen, die die Fundstücke von Wien-Rautenweg zugeordnet werden können. Sie lässt auf eine große Toleranz der Frühentwickelten Gesellschaft am Fundort schließen.

 

Vitrine 4: Alltagsobjekte und Grabbeigaben
In der früheisenzeitlichen Hallstattkultur ist ein ausgeprägtes Beigabenbrauchtum nachzuweisen. Schmuck und Alltagsobjekte waren wichtige Grabbeigaben um den Toten für das Leben nach dem Tot entsprechend auszustatten. Seit der ausgehenden Jungsteinzeit und der frühen mitteleuropäischen Bronzezeit gehörten zu den Beigaben auch Objekte aus Metall. Bei der Bestattung wurde das mühselig gewonnene Metall der Gemeinschaft der Lebenden entzogen. In der späteisenzeitlichen Latènekultur lässt die Sitte der reichen Grabausstattungen regional sehr nach.

 

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