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Irdische Menschengestalt

Projekt von Joachim Eckl

25. November - 6. Dezember 2012

Luxor/Gurna

Siehe auch das Projekt "Eisgrab" als Teil 2 des Projekts

Gemeinsam mit den Mitgliedern einer alteingesessenen ägyptischen Bauernfamilie haben wir am Dach ihres Lehmziegelhauses einen Erd-Körper in Menschengestalt geformt. - Als Inspiration und Vorbild für die Erdform haben uns Uschebtis (Grabbeigabe/Antworter/Feldarbeiter/Stellvertreter des Ich), Mumien und auch menschenförmige Sarkophage gedient. Für den Kern, das Innenleben des "Erdmenschen" haben wir Palmrispen und getrocknetes Molochea mit Hanfseilen gebündelt. Molochea ist eine in Ägypten traditionell und sehr häufig angebaute Nutzpflanze, die vielseitig verwendet wird. Sie wird gegessen aber auch als Tiernahrung, zur Bodenbelebung und als Bindemittel beim Lehmziegelbau eingesetzt.

Für den Bau des Erdkörpers in Menschengestalt wurde zuerst Nilschlamm mit gehexeltem Molochea in der Sonne "angesetzt" und immer wieder mit Wasser vermischt bis die entsprechende Konsistenz gegeben war. Während des Formens und Plastizierens der irdischen Menschengestalt haben wir Weizensamen eingestreut, was sogleich die Aufmerksamkeit der Vögel geweckt hat. Sie haben sich am Geschenk des Himmels erfreut und sind in eine echte Beziehung zu unserem Tun und zum Erdkörper getreten.

Im Verlauf des gemeinsamen Gestaltungsprozesses sind bei allen Beteiligten Erinnerungen und Bilder aus der alten Ägyptischen Kultur aufgetaucht. Die "BA-Vögel" sind nur eines davon, das uns durch die ganze Geschichte der "irdischen Menschengestalt" begleitet hat. Viele Bilder haben sich gleichsam im gemeinsamen Handeln "ergeben", ausgesprochen und mit den Vorstellungen in unserem gegenwärtigen Bewusstsein vermengt und diese befruchtet. Konkrete Erfahrungen sind auf diesem Weg in Verbindung mit mythologischen Bildern getreten. - Nach sieben Tagen war der "Erd-Uschabti" von der Sonne getrocknet und zum Transport bereit. Gemeinsam haben wir ihn aus dem kleinen Dorf zu seiner Ruhestätte gebracht.

Grab-Legung und Auferstehung am Nikolaustag den 6.12.2012, Eisarbeiten am 7.12.2012

Auf der Totentempel Anlage von Amenophis III (Kom el-Hettán) - zwischen dem Marsam und den Memnonkolossen haben wir in einem kleinem Palmenhain. neben einem alten Brunnenschacht aus einem bestehenden Erdhügel die Form eines Erd-Mastaba angelegt. Dort fand die "Erd-Mumie" - diese Menschen-förmige Erdhülle mit den Samenkörnern und Pflanzen in ihrem Inneren - wie aufgebahrt für einen Tag und eine Nacht ihre Ruhe. Danach wurde sie mit ihrem Inneren zum Himmel gewendet und in die Erde beigesetzt .