Artist in residence Projekt

Eine Projektion auf die Zukunft mit Leonid Filatov

Installation vor dem Ars Electronica Center

1996/1997
Linz

Die Straßenlaterne ist Technologie, die unter freiem Himmel Licht ins Dunkel der Nacht bringt. Licht spielt - in all seinen Qualitäten - eine essenzielle Rolle im Leben der Menschen. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Menschen gelernt haben Feuer zu machen, hat die Ära der künstlichen Beleuchtung begonnen. Die Entwicklung der Straßenbeleuchtung hat stärkere soziale Nebeneffekte mit sich gebracht, als irgendeine andere technologische Innovation. Sie hat den Menschen zusätzliche Stunden für Aktivitäten unter freiem Himmel eröffnet, das soziale Leben im öffentlichen Raum in die Nacht hinein ausgedehnt und so das Verhalten der Menschen verändert. Die Entdeckung dieser neuen Ebene der am Tag vertrauten physischen Umwelt, wäre ohne Straßenlaterne nicht möglich. Oft werden die sozialen Effekte und Veränderungen im Verhalten angesprochen, die der Einzug des Fernsehers in die Wohnzimmer bewirkt hat. Analogien und Parallelen zum Lagerfeuer der Höhlenmenschen werden gezogen. Die psychologische Bedeutung, die die Straßenlaterne auf uns Menschen hat, scheint von fast allen vergessen worden zu sein.

Ihre unauffällige Erscheinung hat die Verwendung der Straßenlaterne als Werkzeug für elektronische Straßenkunst auch nahegelegt. Als Objekt ist sie gewohnter Alltag. Die "Laterna Magica" erhellt - wie jede normale Straßenlaterne - bei Nacht ihre Umgebung. Jedoch wird hier der Funktionsmechanismus des Beleuchtungskörpers um eine entscheidende Dimension erweitert, indem die Laterne mit einem eingebauten Video-Projektor ausgestattet wird. Betritt ein Passant den Lichtkegel der eingeschalteten Laterne, so aktiviert er/sie mittels Bewegungsmelder den Projektor. Nun werden Bilder auf die Straße projiziert, wobei die Beleuchtungsfunktion der Straßenlaterne gewahrt bleibt. Der Passant befindet sich jetzt quasi auf der Innenseite eines Monitor-Bildschirms. Verlässt er die entsprechende Zone, verschwindet lediglich die Projektion und die einfache Straßenbeleuchtung bleibt zurück.

Die Projektion selbst kann alles sein. Bilder einer Ausstellung, ein Film, Textbotschaften und über einen Computer angedockt ans Internet, alle Bildquellen, die das Netz bietet. Das Internet dient darüber hinaus als Transmitter für live Bilder, von wo auch immer des Globus. Mit "Laterna Magica" wird die Straßenlaterne zu einem neuen Interface für das Web.

Bei der Überlagerung dieser unterschiedlichen Schichten von Wirklichkeit sind zwei Aspekte interessant: Der freie Zugang zu Informationen aus dem Internet für alle und die Möglichkeit des freien Ausdrucks - ohne Eingriffe und Bearbeitung - im öffentlichen Raum. Die "Laterna Magica" ist also potentielles Werkzeug für alle, die im öffentlichen Raum via Computer Ausdruck und eine neue Qualität der Imagination finden wollen.