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Schiffs-Landung I

Transport der „Grünberg“ vom Traunsee/Gmunden bis zur Großen Mühl


Mai 2005
Gmunden/Station Neufelden

 

Die Grünberg, ein 23m langes und ca.32 t schweres Passagierschiff, wurde im Rahmen des Großprojekts „Alle im selben Boot“ vom Traunsee ca.160 km an das Ufer der Großen Mühl transportiert und dort „gelandet“. Das gelandete Boot sollte anschließend, einer gestrandeten Kulturarche gleich, als permanente Installation mit dem „Gepäck unserer Kultur“ beladen werden. Im Spannungsfeld europäischer Kulturen zwischen arm und reich, jung und alt, Wasser und Land soll auf dem Schiff eine Welt aus unterschiedlichen persönlichen Wirklichkeiten gestaltet und installiert werden.
Das Schiff wird dabei zum musealen Laderaum der Kulturgüter und Alltagsgegenstände aus unterschiedlichen europäischen Lebenswelten samt ihren „persönlichen“ Geschichten. Es beherbergt und gibt gleichberechtigt Raum. Formal wird das Schiff ähnlich einem Gebrauchtteillager funktionieren, bei dem die Herkunft und persönliche Bedeutung der Dinge erfasst und für den Besucher transportiert wird. Das inhaltliche Material für diese Arbeit bildeten im Wesentlichen ca. 50 Passagiere, Jugendliche und Erwachsene aus Rumänien und Österreich,die für eine Woche mit dem „Gepäck ihrer Kultur“ anreisten. Als würden sie ihre Heimat für immer verlassen, haben sie alle ihre Koffer gepackt und ihr Gepäck samt ihren Geschichten an Bord gebracht. Im Laufe einer Woche wurden die Bedeutungen der mitgebrachten Dinge besprochen und aufgenommen.

 

Die 23m lange Grünberg ist ursprünglich am Starnbergersee gefahren, bis sie von Visconti für den Film „Ludwig II.“ gekauft worden ist. Für den Film ist sie zur „Tristan“, einem falschen Raddampfer, umgebaut worden. Helmut Berger und Romy Schneider haben darauf gespielt. Danach hat sie die Traunseeschifffahrt gekauft und zuerst als Ausflugsschiff und später zum Holztransport eingesetzt. Im Rahmen des Stifterjahres hat Joachim Eckl sie vom Traunsee an die Große Mühl geholt, um sie hier am Ufer der Mühl „zu Landen“. Ebenso wie die „Entgleisung“ ist die "Landung" eine monumentale Installation, bei der es um die Kraft des Augenblicks geht.

 

Beides sind Echtzeitskulpturen: Es geht jeweils um die Kraft des Augenblicks, in dem sich in einem Moment alles verändert und eine neue Situation Wirklichkeit ist. Die ganze (Vor-) Geschichte spiegelt sich in diesem Anblick. Ein Blick allein genügt aber nicht, um zu erfahren und zu verstehen. Man muss in diese mächtigen Installationen wie in ein Musikstück hineinhören, um sie erfassen, begreifen und nutzen zu können. Man ist also zum Einfühlen und Nachdenken angehalten, was für Kräfte gewirkt und dazu geführt haben, dass dieses Schiff und diese Eisenbahn hier angelegt haben und mit den jeweiligen Sprachbegriffen (Landung-Entgleisung) versehen, als Kunstwerke verstanden werden. So wirken sie als Inspiration und Bewusstseinsimpuls für die Besucher der Station.