Archiv

Spannungsfeld I - Strahlengänge

Installation von Joachim Eckl


April 2011

Marsam-Hotel/Luxor-Gurna/Ägypten


Ein Strom-Leitungs-Mast dient als Ausgangs- und Fixpunkt für das "Spannungsfeld I“ in der Wüsten- und Grab-Landschaft von West-Theben (Feld I). Aus einer Herzkammer - einer kleinen rostigen Metall-Kiste (mit angebrochenem Meteor-Herz, Wüstenkristall und versteinerter Muschelscheibe in ihrem Inneren) - führt ein weißer Nylon-Faden zum Strommasten und ist mit diesem verknüpft.

Die Kiste wirkt als tote, anorganische Energiequelle, gleichsam als Batterie für das als Hindernis in die Landschaft gestellte Beziehungsfeld. Der durch Spannung mit den Schnüren erzeugte ca. 30m lange Strahlen-Körper wird in der offenen Landschaft zum Leitsystem und führt durch ein offenes Tor in einen ersten eingefassten Innenraum mit Bäumen (Feld II).

In den Schnüren sind Knochen eingespannt. Sie ermöglichen es die Spannung und Form aufrecht zu erhalten. Über zwei "formgebende Ziegel" und zwei Bodensteine an der Pforte beim Eintritt in den Innenraum laufen die zwei Strahlenpaare zu einem Punkt an der Schwelle zum 2. Innenraum (Feld III) zusammen. Sie bilden das Pyramidon eines liegenden Obelisken. Folgt man dem Strahlengang, den Schnüren in der Landschaft, muss man den Strahlkörper vor dem Eintritt in den erst Innenraum betreten, ihn durchschreiten und nun, beim Übergang in den 2. Innenraum wieder verlassen. An diesem Scheitelpunk an der 2. Pforte lenkt ein Joch die 4 "toten Strahlen" in den Innenraum des dritten Feldes. Von diesem "Umlenk-Punkt", der seine Position nur durch die "Spannung der Bezüge" hält, führen die 4 Schnüre zu einem Quadrat aus Wasserleitungsrohren. Durch die Verknüpfung der Schnüre mit den Eckpunkten dieses Quadrats "erhebt" es sich förmlich in der Wahrnehmung zu einer "Grundfläche" und führt zur Idee der Pyramide. Nichts ist hier stabil. Alles ist in Schwebe. Nur die Spannung hält die Formen aufrecht.

Über eine Umlenkrolle auf einem Dreibein ist das Quadrat aus Wasserleitungsrohren mit einem Wasser-Eimer verbunden. Hier wird das Spannungsfeld direkt erlebbar. Die Schwerkraft zieht den Wassereimer zu Boden, hin zum Erdmittelpunkt. Gleichzeitig wird dadurch die Grundfläche der Pyramide teilweise nach oben gezogen, sie hebt ab und bewirkt dabei eine formale Annäherung an die perfekte Pyramidenform indem sich die Neigungswinkel der vier Pyramidenstrahlen angleichen. Die Sonne arbeitet mit. Ihre Strahlen lassen das Wasser im Eimer verdunsten. Sein Gewicht wird geringer wodurch die Pyramidenform immer flacher wird und sich schlussendlich - ohne Spannung - ganz legt.

Ich habe mich ca. 2 Wochen lang gemeinsam mit Menschen aus Gurna darum gekümmert, das Spannungsfeld I und seine Strahlengänge im Gleichgewicht zu halten, indem wir uns als Wasserträger um den Wasserhaushalt in dieser Installation gekümmert haben. Dabei wurde mir klar, dass sich darin eine vielschichtige Idee zur Energiefrage - Sonne, Kultur und Strom - ausgesprochen hat, deren "Beschreibung" für mich als "Hieroglyphe", als künstlerische Installation und Bild, die notwendige Offenheit für die Lebendigkeit des Denkens zum persönlichen Herausarbeiten der Idee bietet.