WochenKlausur Leeds
Abbau sozialer Barrieren
Teilnahme von Joachim Eckl am Projekt der Künstlergruppe WochenKlausur
Juli/August 2006
Leeds
Im Zuge der Stadterneuerung in Leeds wurde die WochenKlausur eingeladen, einen Vorschlag zur besseren Kommunikation zwischen unterschiedlichen Stadtteilen zu verwirklichen.
Leeds gilt heute als eine der wirtschaftlich erfolgreichsten Städte Englands. Das war nicht immer so. Erst mit der Ansiedlung innovativer Dienstleistungsbetriebe in den 1980er Jahren hat sie sich aus dem Tief der Nachkriegszeit wieder erholt.
Seit einigen Jahren werden nun billige, auch zentral gelegene, Wohnsiedlungen und ehemalige Industrieensembles abgerissen und durch teure Büro- und Wohngebäude ersetzt. Die BewohnerInnen der betroffenen Gegenden erhofften sich von diesem Stadterneuerungsprogramm Arbeitsplätze und verbesserte Wohnverhältnisse, wurden aber enttäuscht. Gerade die Einkommensschwachen konnten sich die Mieten nicht mehr leisten und mussten in andere Bezirke übersiedeln.
Auch im Bezirk Holbeck, der unter hoher Arbeitslosigkeit und mangelnder Nahversorgung leidet, entstand so das sogenannte HUV - Holbeck Urban Village, in dem hauptsächlich Betriebe der Creative Industries samt Singlewohnungen und Restaurants angesiedelt wurden.
In diesem Teil der Stadt sollte die WochenKlausur auf Einladung von BaumanLyons Architects ein Projekt zur Revitalisierung eines längst stillgelegten Viadukts entwickeln, das eine isolierende Grenze zwischen besser gestellten Bezirken und solchen mit sozial benachteiligter Bevölkerung bildet.
Das von der WochenKlausur dafür entwickelte Vorhaben verfolgte das Ziel, diverse Organisationen aus den unterschiedlichen Stadtteilen zusammenzuführen. Sie sollten in temporären Partnerschaften, in und um das Viadukt, jeweils kleine Projekte gemeinsam realisieren.
Tatsächlich gelang es der Gruppe, über fünfzig Vereine, NGOs, Unternehmen und LokalpolitikerInnen für die Idee zu gewinnen. Sie alle erklärten sich bereit, Zeit und Kapazitäten für so eine Zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Ein Graphikdesignbüro aus HUV arbeitete zum Beispiel mit einer Organisation für Prostituierte aus Holbeck und Beeston an der Erstellung eines Ausstellungskataloges.
WochenKlausur
Die Künstlergruppe WochenKlausur führt seit 1993 soziale Interventionen durch. Auf Einladung von Kunstinstitutionen entwickelt die Gruppe kleine, aber sehr konkrete Vorschläge zur Veränderung gesellschaftspolitischer Defizite und setzt diese um. Der Begriff der Intervention wird in der Kunst heute vielleicht ein wenig inflationär - für jede Art der Veränderung - eingesetzt. In Anlehnung an KünstlerInnen des 20. Jahrhunderts, die es verstanden, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten, sieht die WochenKlausur Kunst dem gegenüber als eine Möglichkeit, Verbesserungen im Zusammenleben herbeizuführen. Gestaltung und Kreativität, in der traditionellen Kunst meist für formale Belange eingesetzt, können auch für anstehende Probleme in Bildung, Ökologie, Wirtschaft, Städteplanung oder für soziale Aufgaben eingesetzt werden. Überall gibt es Probleme, die sich auf konventionellem Weg nicht lösen lassen und als Thema für ein Kunstprojekt herangezogen werden können. Theoretisch bestehen keine Unterschiede zwischen traditionellen KünstlerInnen, die ihr Bestes tun, um beispielsweise ein Bild zu malen, und KünstlerInnen, die mit ihren Möglichkeiten ein konkretes Problem in unserer Gesellschaft aufgreifen. Die selbst gewählte Aufgabe muss jedoch, wie in der Malerei, präzise definiert sein. Interventionskunst ist nur effektiv, wenn genau feststeht, welche Problemlösung erzielt werden soll.
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